Fanfarella
Life & Styleblog von Julia Schicho

Poltern auf der Alm


Poltern auf der Alm // Viehbergalm - Ritzingerhütte - Miesbodensee

„Ich wünsche mir, dass wir alle ein Wochenende lang Wandern gehen. Das wünsche ich mir zu meinem Polterer.“ Sagte sie und mir stand der Mund offen. Ich dachte ich sei vorbereitet, aber ganz offensichtlich war das ein Trugschluss. Seit ich meine Freundin kenne, sprach sie immer von einem ziemlich gemütlichen Polterabend. Der beinhaltete als Programm eigentlich lediglich ein Essen beim Heurigen, ein paar Schnäpse unterwegs und danach ab zu einem Feuerwehrfest. Wie gesagt, ziemlich gemütlich. Und dann diese Kehrtwendung! Als Treuzeugin gibt es ja eigentlich nur einen Satz, den man seiner Braut auf so etwas entgegnen darf und den antwortete ich ihr auch brav: „Kein Problem, das organisiere ich für dich“.

Im Nachhinein betrachtet, bin ich an das Projekt „Poltern auf der Alm“ etwas zu blauäugig rangegangen, wenngleich ich wohl die Mitpolterinnen mit meiner Vorliebe für Zeitpläne, Listen und elendlangen Mails mit Vorschläge, die bestenfalls basisdemokratisch entschieden werden sollten, etwas geschockt hatte und den Schein von perfekter Organisation aufrecht erhielt. Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Als sich die Wanderroute zu eine Bergsteigroute for Dummies entpuppte. Eine Wanderroute hatte ich nun mal noch nie geplant und so passierte es, dass ich am Weg zur Alm, gefühlt zwei Mal gestorben war. Das nächste Mal weiß ich, worauf man bei der Routenplanung ganz besonders achten muss: die zurückgelegten Höhenmeter! Die muss man nämlich hoch und auch wieder runter. Es sei denn man schummelt und bestellt ein Wandertaxi, aber wir sind ja keine Faulsäcke und niemand hat sich getraut, sich als solcher zu outen. Also kein Wandertaxi.

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Ja und wohin ging es? Nach Gröbming in der Steiermark! Dort trafen wir uns alle bei der Kneippanlage Lend und wanderten einen anfangs noch leicht steilen Weg durch die Öfen (das bedeutet Felsen, wie mir ein einheimischer Jäger spätabends ins Ohr geflüstert hat) Richtung Viehbergalm. Irgendwann muss man dann auf einen sehr steilen und steinigen Weg abbiegen, an dem wir anfangs vorbei gegangen waren. Nein, da müssen wir bestimmt nicht hoch, der ist so steil, das kann nicht sein, das wollen wir nicht, als gehen wir jetzt daran vorbei. Es blieb uns nur leider nichts anderes übrig, als dass wir dann doch diesen Weg erklimmen mussten. 45 Minuten dauere es noch, verriet uns ein Wegweiser. Nach einer weiteren Stunde lachte uns ein weiteres Schild aus, weil es noch 20 Minuten Wegzeit prophezeite. Schweißgebadet kamen wir nach insgesamt 3 Stunden auf der traumhaftschönen und idyllischen Viehbergalm an und redeten uns ein, dass das jetzt voll die Strapazen wert war. Naja, sag ich dazu nur.

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Theoretisch kann man auch mit dem Auto hochfahren, aber das hatten wir, respektive ich, nicht in Betracht gezogen. Weil wir sind ja keine Faulsäcke. Mit der Erwähnung, dass wir alles zu Fuß gingen, ernteten wir jedenfalls laufend überraschte Blicke und das machte uns dann doch etwas stolz. Auf der Viehbergalm kehrten wir dann in die 160 Jahre alte Ritzingerhütte ein und zogen dann recht bald weiter, um unsere geschundenen Füße in den Miesbodensee zu hängen, der ca 20 Minuten entfernt war. Und dieser war wirklich 20 Minuten entfernt. Ein Picknick und ein paar Heidelbeerschnäpse von der Nachbarshütte später, gabs dann in der Ritzingerhütte Schweinsbraten und Kuchen von der Sennerin Marianne, die mit ihrer Herzlichkeit nicht zu übertreffen war. Man gewöhnt sich einfach viel zu schnell an die Unfreundlichkeit der Stadt und einmal mehr erinnere ich mich an das Motto einer alten Bekannte „Sei immer einen Ticken freundlicher als notwendig“.

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Die Nacht verbrachten wir in einer separaten Hütte nebenan, die mit 8 Betten, Fließwasser und auch Strom ausgestattet ist. Wer mal sein Geschäft erledigen will, der muss aufs Plumpsklo ein paar Meter weiter. Es war so urig und gemütlich, dass ich nur ein paar Tränchen verdrucken musste, dass man so gut wie keinen Netzempfang hat.

Nach einem Almfrühstück mit frisch gemolkener Milch, selbstgemachter Almbutter und Striezel, ging es dann am nächsten Tag mittags wieder bergab. Der angekündigte Regen ließ auf sich warten und deshalb schlugen wir das Angebot aus, dass man uns ins Tal mit dem Auto fährt. Insgeheim hatte vielleicht die eine oder andere den Wunsch, es würde doch zumindest ein bisschen tröpfeln, damit man eine Ausrede habe, aber nix da. Nach knapp 1 Stunden standen wir wieder am Parkplatz und klopften uns auf die Schultern, wie fleißig wir doch waren.

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Mein Fazit: Poltern auf der Alm ist definitiv etwas ganz anderes und nicht zu vergleichen mit einem klassischen Polterabend bzw Junggesellenabschied. Es gibt keine Musik beispielsweise, außer man hat das Glück wie wir, dass gerade ein paar Bläser in die Hütte einkehren und mit ihren Instrumenten Stimmung machen. Außer Wein, Bier und Schnäpse gibt’s keine große alkoholische Auswahl und generell sollte man mit dem Alkohol etwas aufpassen, wenn man am nächsten Tag weiterwandern muss. Dafür ist es die perfekte Umgebung um Spielchen mit anderen Wanderern zu machen, denn wir haben von keinem einzigen eine Zurückweisung erhalten auf unsere Aufgaben, die die Braut erfüllen musste. Alle machten bereitwillig mit und waren gut aufgelegt. Das Wandervölkchen ist auf jeden Fall ein besonders freundliches und offenes Völkchen. Und zu guter Letzt: Es ist wie ein kleiner Urlaub und man lernt die Freundinnen der Braut wirklich gut kennen. Bei klassischen Polterabenden, läuft das Kennenlernen doch recht oberflächlich ab, aber wenn man zwei Tage lang miteinander wandert, leidet, keucht, aber auch lacht, isst, sich gegenseitig hilft und viel Zeit für Spielchen hat, dann hat man definitiv einen Einblick bekommen. Ich bin somit begeistert von dieser Idee, wenngleich ich anfangs skeptisch war. Das nächste Mal würde ich aber einen genauen Blick auf die Höhenmeter werfen.

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